Interview mit Regisseur Georg Reitz und Regieassistent Marcel Maurer

Georg Reitz, Regisseur des Filmes "Von Regeln und Regeln brechen" gelang mit dem Film "Vergessen ist nicht vergangen" der Durchbruch. „Vergessen ist nicht vergangen“ erzählt die Geschichte eines Jugendlichen am Rande der Gesellschaft. 

Im Interview mit Irene Maurer-Scheidenberger sprechen der junge Filmemacher und sein Assistent über die sozialkritische Themenwahl ihrer Filme und warum Filmemachen für sie die schönste Freizeitbeschäftigung ist. 

Warum habt Ihr ein sozialkritisches Thema gewählt?

Was verbindet Euch mit Eurer Heimatstadt?

Georg: Ich bin 8 Jahre in Villach zur Schule gegangen und sah immer wieder die Bettler und Straßenkinder am Villacher Hauptplatz. Ich stellte mir schon damals die Frage, warum Obdachlosigkeit in Villach kein Thema ist. Alles ist so idyllisch….. Es gibt aber in Villach inoffiziell ca. 60 Obdachlose. Wo findet man sie? Ich entdeckte die 2 Welten: die hier heroben und jene unten am Drauradweg. Man sieht sie nicht. Sie sind aber da. Und es stellte sich in mir die Frage: „Warum beschäftigt man sich in Filmen so wenig mit Obdachlosen?“ 

 

Welche Aussage wollt Ihr an den Zuseher weitergeben? Wen wollt Ihr ansprechen?

 

Georg: Alle. Alle die in Kärnten leben, alle Altersgruppen und alle, die meinen, es gibt keine Obdachlosen. Vor allem aber Villacher, die über ihre eigene Stadt Erfahrungen und Bereicherung bekommen. Es geht um das Thema Annäherung und Mut, in die Perspektive der Obdachlosen zu schauen.

 

Wie habt Ihr die Rollen in Eurem Film besetzt? Wer ist der Chef? Wie lange dauerte die Produktion?

Georg: Die Rollenzuteilung ist viel Zufall. Wir finden uns in unserem Bekanntenkreis. Außer Marcel, er ist eine Zufallsbekanntschaft.

Marcel: Chef ist der Georg. Er lässt viele Ideen zu, ist ein Chaot. In der Arbeit ist er jedoch der Perfektionist.

Die Produktion des Filmes hat 1 Jahr gedauert. Durch die ganzen Jahreszeiten.

 

Georg: Am Ende der Aufnahmen erfolgte der Schnitt, der dauerte 3 Wochen durchgehend mit nur 4 Stunden Schlaf pro Tag. 

 

Was geschieht mit den Einnahmen des Filmes?

 

Marcel: Die Einnahmen der Filmproduktion gingen als Spende an Tabea Villach. Es waren rund Euro 1.500,- von drei Premierevorstellungen. Die Schauspieler und der Regisseur verzichteten gänzlich auf Geld.

 

Warum verwendet Ihr Eure Freizeit für ein solches Projekt?

Georg: Seit jeher, seit ich etwa 8 Jahre alt war, während der ganzen Schulzeit habe ich Filme über Schulausflüge gemacht. Auch dann später im Peraugymnasium machte ich ein Filmprojekt. Den ersten Film für Perau. Dann erstellte ich immer wieder kleinere Filme und veröffentlichte sie über YouTube. Es ist nicht nur Hobby. Es ist Leidenschaft. Und für mich ein extremer Ausgleich zu meinem Studium. Ich wollte schon immer anderen Menschen eine Gefühlswelt vermitteln.

Marcel: Es geht auch um Spaß. Es ist ein Treffpunkt geworden. Es gibt in der Gruppe Ups und Downs, so wie in einer Familie. Das Wichtigste ist: wir geben ein Erlebnis weiter, welches nachwirkt.

 

Georg: Ich komme aus einer behüteten Familie, es geht mir gut. Für mich stellt sich immer die Frage: Was kann ich weitergeben, zurückgeben, meinen Mitmenschen geben?

 

Wie schauen Eure zukünftigen Schritte als Team aus? Habt Ihr noch Projekte?

Marcel: Der nächste Film heißt: „Was uns verbindet“. Ein Thriller, den Kärnten niemals hatte aber dringend braucht!  Inhaltlich wird es um sexuelle und religiöse Intoleranz und Entführung gehen. Mit Georg in der Hauptrolle.

 

Georg: Das Sozialkritische ist der größte Anspruch für mich. Heute sind Filme nur mehr Unterhaltung, kein Kunstwerk mehr…. Ich möchte Filme machen, die zeigen, dass es auch in Kärnten möglich ist, sozialkritische Filme zu drehen und Themen zu behandeln, die über das Zeigen der Idylle Kärntens hinausgeht.

 

Welchen Wunsch habt Ihr an Eure Zuschauer und Fans?

Marcel: Dass die Menschen den Film und die Hintergründe verstehen. Wir haben sehr viel Mühe dafür aufgewendet und haben uns sehr angestrengt. Unsere Drehtage sind sehr lange…. Mit vielen Versuchen.

 

Georg: Es wäre schön, dass die Zuschauer während des Filmes ihre Zeit und ihre Aufmerksamkeit dem Film schenken! Es freut uns, wenn die Menschen Rückmeldungen und Kritik uns geben, - es bildet uns weiter. Wir wollen Menschen berühren, etwas geben! Die Themen haben Aufmerksamkeit verdient!

 

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